Ultimativer Guide für Dystopien
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Der ultimative Guide für Dystopien

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Was ist eine Dystopie? Definition einer Dystopie

Das Wort “Dystopie” setzt sich aus dem altgriechischen “dys” (für “un”, “übel”) und “topos” (für ”Gegend”, “Ort”), das dann lateinisch zu “topia” (für “Landschaftsbeschreibung” wird, zusammen. Hier sieht man also schon, dass es sich um einen unschönen Ort dreht.

Eine Dystopie beschreibt eine undefinierte Zukunft, in der Bewohner aufgrund eines totalitären Regimes ängstlicher und unglücklicher als zum heutigen Zeitpunkt sind.

Wir sprechen also von einer negativen Zukunft, in der es den Menschen schlechter geht als zum heutigen Zeitpunkt. Das zieht sich auch als Motiv durch ausnahmslos alle Dystopien.

Was ist der Unterschied zwischen einer Dystopie und einer Utopie?

Auch wenn es auf den ersten Blick so scheinen mag, als wären die beiden Sub-Genres der Science Fiction das Gegenteil voneinander, ist das nicht zwingend der Fall. Wenn man auf die Präfixe (also Vorsilben) der Worte schaut, stellen diese auch nicht das Gegenteil dar: “dys” für “übel” und “un” für “nicht”. Die Utopie ist also ein “Nicht-Ort”, ein Ideal, eine Wunschvorstellung, die es so nicht gibt. Das Gegenteil von einer Dystopie wäre eine “Eutopie”, weil “eu” im Griechischen für “gut” steht.

Fun Fact: Utopien gab es schon früher als Dystopien. Während Utopien bereits vor über 500 Jahren geschrieben wurden (zu den ersten gehört wohl “De optimo rei publicae statu deque nova insula Utopia” bzw. (Vom besten Zustand des Staates oder von der neuen Insel Utopia) von Thomas Morus aus dem Jahr 1516), haben Dystopien erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs ihre Hochphase. Das könnte daran liegen, dass mit den Schatten dieses Krieges und dem Kalten Krieg danach der Untergang der Welt oder zumindest unserer modernen Zivilisation immer näher kam. Das kann auch der Grund sein, warum George Orwell “1984” als Warnung vor dem Kommunismus und der massiven Überwachung geschrieben und wenige Jahre nach den Zweiten Weltkrieg veröffentlicht hat.

Warum liest und schreibt man Dystopien? Ziel von Dystopien

Wenn man diese doch oft sehr dunklen und negativen Bücher liest, fragt man sich, warum Menschen so etwas schreiben – und warum man fasziniert davon ist (also mir geht es zumindest so). Dystopien haben, gerade in Jugendbuchbereich, vor allem eine Aufgabe: Menschen zu warnen. Wir sehen in diesen Geschichten, wie die Welt möglicherweise in einiger Zeit aussehen kann und bemerken, dass wir das nicht wollen.

Also bestärkt uns das darin, etwas an der aktuellen Situation zu ändern, z.B. dass wir gegen den Klimawandel ankämpfen, um ein Szenario wie in “Die Tribute von Panem” von Suzanne Collins zu vermeiden oder die Unterdrückung von Frauenrechten so nicht hinnehmen, weil wir sonst wie in “The Handmaid’s Tale” von Margaret Atwood enden. Eine Dystopie hat also auch immer eine Appellfunktion.

Merkmale von Dystopien

Disclaimer: Diese Liste bildet möglicherweise nicht vollständig alle Merkmale von Dystopien ab! Dies sind nur jene, die ich in der Fachliteratur gefunden habe.

unklare Vorstellung der vordystopischen Welt

Wenn man nicht genau weiß, wie es von unserer Welt zur dystopischen Welt gekommen ist, ist das ein erster Hinweis, dass es eine Dystopie sein kann. Das liegt daran, dass man natürlich nicht den einen, genauen Plan hat, wie es in der Welt schief gehen kann – und man möchte auch Menschen, die dieses Ziel erreichen möchten, den Plan nicht direkt in die Hand legen.

Autorität der Regierung und Klassengesellschaft

Beide Merkmale gehen Hand in Hand, deshalb führe ich sie hier als eines auf. Die Regierung ist – mal durch freie Wahlen, mal durch einen Putsch oder schlichte Machtergreigung – das Machtmonopol im Land. Die Bevölkerung hat sich ihnen zu unterstellen. Dadurch entsteht bereits eine Klassengesellschaft, weil die Regierung damit die gesamte Macht über die Einwohnenden des Landes hat.

Hier lässt sich bereits der Kern einer Dystopie erkennen – Kritik. Ziel einer Dystopie ist es, Menschen zu zeigen, was falsch an unserer Welt ist und wie dieses Fehlverhalten ausufern kann, wenn wir es nicht bald beheben.

Propaganda und Manipulation

Um an der Macht zu bleiben, brauchen autoritäre und totalitäre Regime natürlich Mittel und Wege, sich gegen ihre Gegner zu wehren. Neben herkömmlichen Waffen gibt es da natürlich auch Falschinformationen, gezielte Manipulation in Form von Aufhetzung gegeneinander und noch so viel mehr.

Regime kann nicht gestützt werden

Das ist das Merkmal, das sich durch die Ur-Dystopie 1984 von George Orwell zieht. Spoiler: Winston schafft es am Ende nicht, das Regime zu stützen. Wenn man jedoch einen Blick auf die Jugendbücher wirft, sieht das anders aus. Um den Jugendlichen nicht die Hoffnung auf eine bessere Welt zu nehmen, gibt es hier meist ein gutes Ende, in dem das Regime und all das Leid beseitigt werden können.

Rebellion

Um von einer negativen, unterdrückten Gesellschaft zu einer besseren, freieren zu kommen, muss sich etwas ändern. Das funktioniert in den meisten Fällen leider nicht mit Demos oder Petitionen, sondern nur mit Rebellion und darauf folgend Revolution.

Ebenfalls kann man “ProtagonistIn möchte eine gerechte Welt schaffen” und “kein Vergnügen” (also z.B. dass es keinerlei Entertainment für die Bevölkerung gibt) als Merkmale ansehen. Da diese jedoch realtiv spezifisch sind, nenne ich sie nur kurz hier.

Beispiele von Dystopien

Mehr Dystopien findest du in diesem Post.

Dystopie Romane

Corpus Decliti von Juli Zeh (Dystopie)

Endlich ist der Deutsch LK für etwas gut (hihi)! Mein Sternchenthema war u.a. “Corpus Delicti” von Juli Zeh und obwohl man Schullektüren oftmals nicht besonders mag – dieses Buch war der Hammer! Wir verfolgen hier Mia Holl, deren Bruder von der Gesundheitsdikatur Methode zum Selbstmord getrieben wurde. Als Folge dessen stellt Mia das System immer mehr in Frage und droht, die Gesundheit als größtes Gut der Gesellschaft in Gefahr zu bringen. Wie dieser Kampf zwischen Herz und Verstand, zwischen Freiheit und Sicherheit, zwischen Individuum und Gesellschaft ausgeht, findest du heraus, wenn du das Buch liest.

The Handmaid’s Tale von Margaret Atwood (Dystopie)

Zu diesem Buch gibt es ja seit Jahren eine Serie mit mehreren Staffeln, die über die Geschichte in dieser Dystopie hinausgeht. Das Buch selbst handelt von Offred (deutsch: Desfred), die im konservativ-ultrachristlichen Gilead dazu gezwungen wird, Kinder für eine reiche Minderheit zu bekommen. Frauen haben in dieser Welt keine Rechte, sind nur als Gebährmaschinen gedacht. All der Horror dieser Welt stellt Margaret in sehr deskreptiver Art und Weise dar, die zum Nachdenken anregt.

1984 von George Orwell (Orwellsche Dystopie)

1984 gehört wohl zu den Ur-Dystopien, gemeinsam mit “Schöne, neue Welt”. Orwell beschreibt in diesem Buch anhand von Winston, wie eine Welt voller Überwachung, Unterdrückung und gezielten Lügen aussieht. Ganz besonders bekommt Winston hierbei die Konsequenzen des Staates zu spüren, wenn er sich nicht dem System unterwirft. Das Buch beschreibt sehr viele Möglichkeiten, wie ein Staat unterdrücken und die Wahrheit verdrehen kann, deshalb passiert gerade anfangs nicht besonders viel. Aber dranbleiben hilft, denn auch heute ist der Roman noch brandaktuell.

Dystopie Jugendbuch

Die Tribute von Panem (Dystopie) von Suzanne Collins

Die wohl berühmteste Dystopie für Jugendliche ist “Die Tribute von Panem” von Suzanne Collins. Und ganz ehrlich: Die Reihe hält absolut, was sie verspricht. 24 Kinder aus den armen Distrikten, die Jahr um Jahr bis zum Tod gegeneinander kämpfen. Als Katniss’ Schwester zu diesen sogenannten Hungerspielen muss, springt Katniss freiwillig für sie ihn. Mit ihrem Mittribut Peeta durchläuft sie die Spiele als Paar – doch nur einer kann gewinnen…

Wenn du ähnliche Bücher zu “Die Tribute von Panem” suchst, wirst du hier sicher fündig!

Scythe – Die Hüter des Todes von Neal Shusterman

Eine Welt, in der eine KI jedem Unsterblichkeit garantiert. Hört sich an wie ein Traum? Ist aber keiner, nachdem man dieses Buch gelesen hat. Denn die Scythe, die gezielt Menschen umbringen – nachlesen, wenn man nach dem Buch geht -, damit die Welt nicht überbevölkert wird, scheinen auf den ersten Blick grausam, auf den zweiten notwendig und auf den dritten … Tja, das musst du selbst herausfinden, indem du dieses Buch liest! Wir verfolgen dabei Rowan und Citra, die beide die Lehre als Scythe antreten und die Welt der Todeshüter kennenlernen. Schon bald erkennen sie, dass nicht alles mit rechten Dingen von sich geht…

Ophelia Scale von Lena Kiefer

“Ophelia Scale” war meine erste Reihe von Lena Kiefer und bisher auch meine liebste. Die Trilogie spielt in einer Welt ohne Technologie und mit einem König, der den Menschen die Technik und KI weggenommen hat. Ophelia ist davon wenig begeistert und nimmt deshalb gerne den Job als Agentin beim König an, um diesen zu beseitigen und wieder ihrer Leidenschaft nachgehen zu können. Doch sie verliebt sich in den Bruder des Königs und erfährt Dinge, die ihr Vorhaben wanken lassen – wofür wird sie sich entscheiden?

Wenn du noch mehr Gründe brauchst, diese wundervolle Reihe zu lesen, findest du hier meine Rezension zu Band 1!

Gameshow von Franzi Kopka

Auch “Gameshow” war mein erstes Buch von Franzi Kopka und hat mich ebenfalls zu einem großen Fan ihrerseits gemacht. Die beiden Hörbücher auf Spotify sind übrigens super gut, ich habe die Hörbuchsprecherin und ihre Art, Cass zu sprechen, sehr genossen. “Gameshow” handelt von einer Welt, in der alles auf Wetten ausgelegt ist. Man kann mithilfe von Wetten – die verpflichtend für alle sind – aufsteigen – oder ganz nach unten fallen. Als der Protagonistin Cass das passiert, erkennt sie nochmals, wie falsch das System ist und macht sich auf den beschwerlichen Weg, die “Gameshow” und Wetten abzusetzen.

Shatter Me von Tahereh Mafi

Wer ein bisschen auf Bookstagram unterwegs ist, kennt “Shatter Me” und Aaron Warner sicher bereits. In diesem Buch verbinden sich Dystopie und Romance mit einer Prise Fantasy. Wir begleiten Juliette auf ihrer Reise von einem eingesperrten, gefürchteten Mädchen, deren Berührung töten kann, zu einer selbstsicheren Frau, die sich gegen das System aufbegehrt und dabei viele Menschen kennenlernt. Die Reihe umfasst 6 Bücher plus einige Novellas, die alle absolut lesenswert sind!

Wenn du “Shatter Me” schon gelesen hast, gefallen dir diese Bücher bestimmt!


Welche Fragen hast du noch zu Dystopien? Lass sie mich in den Kommentaren wissen!

Viel Spaß beim Schmökern

Pearl Diver of Books

Aufsätze:

Monografie:

  • Rogers, Brett M., Stevens, Benjamin Eldon: Classical Traditions in Science Fiction. Oxford 2015. S. 298.

Internetquellen:

ebenfalls verwendet wurden alle vier Bücher von Suzanne Collins‘ „Die Tribute von Panem“:

  • Collins, Suzanne: Die Tribute von Panem 1. Tödliche Spiele.
  • Collins, Suzanne: Die Tribute von Panem 2. Gefährliche Liebe.
  • Collins, Suzanne: Die Tribute von Panem 3. Flammender Zorn.
  • Collins, Suzanne: Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange.

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